Presse 2017

KreislandFrauentag 2017

Quelle: Cellesche Zeitung . 10.03.2107
Quelle: Cellesche Zeitung . 10.03.2107

Bericht: Celle heute v. 10.03.2017

BERGEN. Auf Einladung des Kreisverbandes der Landfrauenvereine im Landkreis Celle fand heute im Stadthaus Bergen der Kreislandfrauentag statt. Rund 180 Gäste waren zu der alle zwei Jahre stattfindenden öffentlichen Veranstaltung der Interessenvertretung der Frauen im ländlichen Raum zusammengekommen. Auf dem Programm standen unter anderem zwei Vorträge zu dem vom Niedersächsischen Landfrauenverband (NLV) aktuell vorgegebenen Dreijahresthema „Integration mit Herz und Verstand“.

Ilsedore Heidmann, 1. Vorsitzende des Kreisverbandes der Landfrauenvereine im Landkreis Celle begrüßte mit launigen Worten die Gäste und freute sich, dass auch viele Damen aus benachbarten Landfrauenbezirken den Weg nach Bergen gefunden hatten. Der stellvertretende Landrat Ulrich Kaiser (WG), der ein Grußwort in Vertretung von Landrat Klaus Wiswe (CDU) hielt, dankte den Landfrauen für ihr vielfältiges, ehrenamtliches Engagement, das von politischer Seite sehr geschätzt werde.

Auf einige aktuelle Themen aus dem Landesvorstand ging Dörte Stellmacher, Bezirksvertreterin für Lüneburg im NLV, in ihrem Grußwort ein. Der Wolf sei auch hier ein wichtiges Thema. „Mehrere Wolf-Sichtungen in der letzten Zeit verunsichern die ländliche Bevölkerung. Wir nehmen die Sorgen unserer Mitglieder ernst. Der Wolf muss lernen, dass es Grenzen gibt“, so Stellmacher, die sich dafür aussprach, dass zumindest Vergrämungen endlich zugelassen werden müssten. Gemeinsam mit Heidmann ehrte sie Sabine Dralle für deren langjährige Tätigkeit und ihr besonderes Engagement für den Kreislandfrauenverband mit dem Ehrenzeichen des Verbandes, der silbernen Biene.

Um das Thema „Kultur entsteht im Kopf – über unsere Sicht auf Interkulturalität und Integration“ ging es im anschließenden Vortrag von Keno Müller von der Universität Vechta. Der studierte Kulturwissenschaftler bietet seit einigen Jahren an der Uni Vechta interkulturelle Trainings für internationale Studierende an und hat mittlerweile auch Studenten darin ausgebildet hat, selbst derartige Trainings z. B. an Oberschulen abzuhalten.

In seinem Impulsvortrag hinterfragte er den Satz „Interkulturelle Kompetenz ist die Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts“. Der Satz mache ihn immer stutzig. „Was soll interkulturelle Kompetenz eigentlich sein? Ist das etwas Besonderes? Wie wird man interkulturell kompetent?“ waren Fragen, die er in den Raum stellte. Seiner Meinung nach gebe es viele unterschiedliche Teilkompetenzen und diese seien in jeder zwischenmenschlichen Beziehung wichtig, nicht nur zwischen Menschen unterschiedlicher Nationen. Durch die vielen unterschiedlichen Gruppen in unserer Gesellschaft seien wir bereits eine gut funktionierende multikulturelle Gesellschaft, auch ohne die Migranten.

„Der nationale kulturelle Aspekt wird überbetont. Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze, warum Menschen sich nicht verstehen. Oft hat es mit der Situation oder den persönlichen Eigenschaften der Menschen zu tun und nicht mit der Kultur“, ist Müller überzeugt.

Für einen Vortrag zum Thema „Chancen und Grenzen ehrenamtlichen Engagements“ war die Integrationshelferin Antigone Mally aus Fürstenau angereist. Die Kosovo-Albanerin, die wegen des Bürgerkrieges zweimal aus ihrem Heimatland fliehen musste, lebt mittlerweile seit 17 Jahren in Deutschland. Sie berichtete über ihre eigenen Bemühungen sich zu nach der Flucht zu integrieren sowie über ihre jetzige Tätigkeit in der Flüchtlingshilfe in der Samtgemeinde Fürstenau. Sie sei erstaunt, wie wenig manche Flüchtlinge von Deutschland wissen und welches Bild sie sich von unserem Land machen. „Ich kann nicht glauben, was denen von den Schleusern erzählt wird“, wunderte sich Mally. Manche fragen nach kurzer Zeit: „So, und wann bekomme ich mein Haus?“ Sie helfe gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen den Migranten bei allen Fragen und Problemen, die auftauchen, sobald diese in Fürstenau angekommen seien.

Auch arbeite Mally eng mit der Arbeitsagentur zusammen, damit die Zugereisten möglichst schnell berufliche Praktika beginnen können. Die Bürokratie im Zusammenhang mit den Arbeitsgenehmigungen mache ihr allerdings zu schaffen. „Ich kann es nicht verstehen. Wir haben Leute hier, die arbeiten wollen und Arbeitgeber, die ihnen Arbeit geben wollen“, so die Integrationshelferin.

Mally zeigte sich begeistert von den ehrenamtlichen Helfern, ohne die man die Flüchtlingsströme nicht hätte bewältigen können. „Ehrenamtliche Lotsen dürfen sich aber selbst nicht vergessen und müssen sich Grenzen setzen“, ist sie überzeugt. Daher kümmere sie sich auch um die ehrenamtlichen Betreuer. Die Flüchtlinge müssen auch selbständig werden, man dürfe ihnen nicht dauerhaft alles abnehmen.

 

Zum Abschluss des Kreislandfrauentages spielte Naze Isxan aus Hambühren am Klavier „Melodien aus dem kurdischen Musikbuch für Klavier“.

 

Text: Angela Siems, Celle heute